Das Spot-Repair-Verfahren stellt einen Kompromiss zwischen Aufwand (Kosten) und Ergebnis dar. Bei kleinen bis mittleren Beschädigungen der Karosserieoberfläche ist es oft nicht notwendig, das ganze Bauteil zu lackieren. Es genügt, den Schaden punktuell (engl.: Punkt=spot) zu bearbeiten. Der Schaden wird ggf. instandgesetzt und ausgeschliffen, d. h. der alte Lack an der beschädigten Stelle entfernt. Dabei wird der Übergang von der alten zur neuen Lackschicht keilförmig angelegt. Von der Größe her können typische Spot-Repair-Schäden mit einer Hand abgedeckt werden.
Die Material- und Arbeitskosten sind deutlich niedriger als bei der klassischen Reparaturlackierung des ganzen Bauteils. Das Bauteil muss beim Spot-Repair-Verfahren nicht ausgebaut werden, was sich ebenfalls positiv auf die Kosten auswirkt. Einsparungen von bis zu 80% sind durchaus möglich.
Prinzipiell könnte jeder Schaden im Spot-Repair-Verfahren behoben werden, wenn man mit dem Ergebnis zufrieden wäre. Das ist man nicht, wenn die Reparatur sofort zu erkennen ist: Beispielsweise eine Spot-Repair inmitten einer größeren glatten Fläche. Das Reparaturbild eines Schadens an einer Stoßfängerecke dagegen ist fast nicht sichtbar.
Für ein gutes Ergebnis müssen die Lackierer dem Farbton und dem Übergang vom neuen zum alten Lack Beachtung schenken.
Der Übergang vom neuen zum alten Lack ist möglichst unsichtbar zu gestalten. Das ist nicht ganz einfach, da ja der neue Lack beim keilförmigen Übergang auf eine Dicke von Null ausläuft und beim Polieren an der dünnsten Stelle leicht abreißen kann. Das stellt keinen Schaden dar, der Lack ist an dieser Stelle nicht durchbrochen und noch gut ausreichend stark. Aber diese Abrisskante ist dann sichtbar und auf einer glatten Fläche auch vom ungeschulten Auge zu sehen. Legt man die Grenzlinie zwischen alten und neuen Lack dagegen auf eine vorhandene Spalte, Falz, Kante oder Sicke ist der Übergang kaum zu bemerken.
Moderne computergestützte Farbmess- und -mischsysteme unterstützen den Lackierer bei der Findung des richtigen Farbtones und der richtigen Farbeffekte. Sie holen bei Bedarf Informationen aus weltweit geführten Farbdatenbanken und berechnen auf das Zehntelgramm genau, welche Basisfarben, Farbtöne, Effektzusätze und sonstige Komponenten in welchem Verhältnis gemischt werden müssen. Das Ergebnis spricht für sich: Für das menschliche Auge ist ein Farbunterschied kaum bemerkbar.
Warum gibt es aber dennoch einen Unterschied? Bei der Herstellung der Fahrzeuge wird der Lack schon seit vielen Jahren
• von Robotern,
• in Reinräumen,
• unter konstanten klimatischen Bedingungen,
• auf gleichmäßige, möglichst dünne Schichten optimiert (in der Regel 100-150 µm), und
• zunehmend elektrostatisch
aufgetragen. Diese Bedingungen haben einen wesentlichen Einfluss auf das optische Erscheinungsbild des Lackes. Nehmen wir nur die Schichtdicke. Nach Reparaturen liegt sie bei 200-300 µm. Das verändert unter anderem auch die Lichtbrechung und somit das optische Erscheinungsbild.
Die industriellen Bedingungen können bei einer Lackreparatur nie nachvollzogen werden. so dass es also immer einen Farbunterschied geben wird. Aber, wie gesagt, er ist für das menschliche Auge meist nicht sichtbar. In den wenigen Fällen, in denen das Reparaturergebnis nicht zufriedenstellend ist, steht nur noch die wesentlich teurere Reparaturlackierung des ganzen Bauteils zur Verfügung. Das Spot-Repair-Verfahren ist eben der Kosten-Ergebnis-Kompromiss, der aber in sehr vielen Fällen genügt.